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(kein Foto vorhanden) |
Von allen im Holocaust Getöteten hat es Moritz Mayer verdient, besonders hervorgehoben zu werden. Als einer der einflussreichsten Bürger der Gemeinde Könen musste er sich als erster auf die Flucht begeben, um sein Leben zu retten, weil eine Gruppe Könener Bürger antisemitische Hetze in die Tat umgesetzt hatte.
Herr Mayer verkörperte ein Judentum, das an die Lebenswelt, die mehrheitlich aus Christen bestand, angepasst war. Er hatte keine Berührungsängste mit dem Ortsgeistlichen, sondern arbeitete gedeihlich in der Gemeinde mit ihm und anderen angesehenen Bürgern zusammen. Er traf sich mit ihnen zum Kartenspielen. Vielleicht war seine berufliche Tüchtigkeit, sein wirtschaftlicher Erfolg und die Anerkennung im Ort ein Grund, warum er sehr früh dem Sozialneid zum Opfer fiel, indem er ohne Grund von einem Kunden seiner Bäckerei beleidigt wurde, der sich lediglich stark fühlte, weil er sich in eine Partei eingereiht hatte, die die deutsche Staatsbürgerschaft rassistisch interpretierte und das Tragen der braunen Uniform mit Nationalstolz verband, ansonsten aber auf die Vermehrung beruflicher und geistiger Qualitäten keinen Wert legte. Moritz Mayer besaß ein Auto in einer Zeit, als kaum jemand dieses neue technische Produkt erwerben konnte. Es sei eine Spezialanfertigung gewesen, die auf die Verwendung als Bäckereifahrzeug zugeschnitten war.
Ein Foto ist erhalten, auf dem einige Personen der Familie Mayer, ihre Angestellten, das Wohn- und Geschäftshaus und der PKW zu sehen sind. Dieses Bild vermittelt ein wenig den Wohlstand, den manche Moritz Mayer nicht gönnten, nachdem sie ideologisch verhetzt worden waren.
Nach seiner Flucht im Jahre 1934 hatte Vater Moritz Mayer in Brüssel in der Rue Darwin eine neue Bäckerei erworben und sich bald einen neuen Kundenkreis mit deutschen Brotspezialitäten aufgebaut, so dass er gut leben konnte.
Als 1940 vor einem drohenden Einmarsch der deutschen Armee ein Bericht im Radio ausgestrahlt worden war, dass sich alle Deutschen in Belgien melden sollten, damit polizeilich festgestellt werden könne, ob sie staatsfeindlich eingestellt seien oder nicht, hätte sich auch Moritz Mayer zu der Meldestelle begeben. Da die deutschen Truppen früher, als die belgische Regierung erwartet hatte, ins Land einfielen, hätte die Regierung die Deutschen mit der Bahn nach Gurs und später nach Saint Cyprian, Südfrankreich, in ein Lager gebracht. Dort hätten die Deutschen aus Belgien kein schlechtes Leben geführt, wie der Vater öfter geschrieben hätte. Er hätte sogar gebeten, Mutter und Sohn sollten nach Südfrankreich kommen, damit man sich treffen könne. Aber das sei nicht möglich gewesen. Bis auf eine kurze Nachricht vom Roten Kreuz, hätten sie nichts mehr vom Vater gehört. Alle Männer des Lagers in Südfrankreich seien 1942 nach Drancy bei Paris gebracht worden und von dort im Auftrag der Deutschen Armee nach Auschwitz transportiert worden, wo Moritz Mayer umgekommen sei. Sein Name wird im vorläufigen Gedenkbuch für die Juden von Trier nicht erwähnt.
Quelle: Willi Körtels: Geschichte der Juden von Könen, Konz 2005