Gedenkbuch für die Juden von
Trier: Trier vergisst nicht
Zu den Judenverzeichnissen
Kurz nach den Ereignissen der sogenannten
"Reichskristallnacht" (9 ./10. November 1938) wurde von der Trierer
Verwaltungspolizei offensichtlich auf Weisung von oben – eine
maschinenschriftliche Judenliste angelegt (Sigle l), die in
alphabetischer Anordnung die Namen aller in Trier angemeldeten Juden
enthalt. Zusätzlich zu den Namen vermerkt die Liste Geburtstag und
Geburtsort, Beruf, Wohnung in Trier, Staatsangehörigkeit,
Familienstand. Weitere Spalten gibt es für politische Einstellung,
verhängte bzw. verzeichnete Strafen und Bemerkungen. Eine
nachträglich eingetragene Nummer stellt die Verbindung zu den
ebenfalls 1938 eingeführten Kennkarten für Juden dar.
Bei Zuzug nach Trier wurde die Liste
handschriftlich ergänzt; bei Fortzug, Todesfällen oder
Auswanderungen wurden die Namen nach
Eintrag des jeweiligen Vorfalles gestrichen. Die Liste wurde bis
Februar 1940 geführt; sie vermerkt während dieses Zeitraumes 230
Zuzüge nach Trier, aber auch 165 Auswanderungen. Wohl Ende 1939
wurde eine neue Liste mit der gleichen Spalteneinteilung angelegt
(Sigle II); sie enthält 411 Personennamen und vier Nachträge in
Maschinenschrift; darauf folgen weitere 65 handschriftliche
Einträge. Wie in der ersten Liste sind die verstorbenen, verzogenen
und ausgewanderten (27) Personen gestrichen. Das zweite Verzeichnis
enthält zahlreiche "Neufeststellungen" von "Mischlingen" l. und II.
Grades.
Ein drittes Judenverzeichnis (Sigle III)
von 1941/42 hat keine Spalten mehr für politische Einstellung,
verhängte Strafen, Abgang und Zugang. Es enthält noch 354
maschinengeschriebene Namen sowie 23 handschriftliche Nachträge,
davon drei Doppeleinträge. Die im ersten und zweiten Verzeichnis
aufgeführten "Mischlinge" sind in diesem Verzeichnis nicht mehr
enthalten. Genau 100 Namen sind mit roter Tinte gestrichen mit der
Bemerkung "Am 16.10.1941 ab ins Ghetto Litzmannstadt" oder ähnlich.
Nach dieser Liste konnten fünf Personen noch bis August 1941
auswandern.
Ein viertes Verzeichnis trägt als Datum:
Stand 15.4.1942. Es enthält 258 maschinengeschriebene Namen und drei
handschriftliche Nachträge. Neben einigen Todesfällen und
Abmeldungen sind insgesamt 208 Namen mit dem Vermerk "nach
unbekannt" oder "nach Böhmen-Mähren verzogen" gestrichen. Nicht
gestrichen sind lediglich die Namen von 37 Personen.
Zu den Deportiertenlisten
Neben den oben beschriebenen
Judenverzeichnissen enthalten die auf uns gekommenen Akten der
Verwaltungspolizei noch drei – von ursprünglich sicher sechs -
Listen von Deportierten, die von den verbliebenen jüdischen
Institutionen nach dem vollzogenen Abtransport angefertigt und
abgeliefert werden mußten. Die "Liste der am 26 ./27. Juli 1942 aus
Trier-Stadt evakuierten jüdischen Personen" (Sigle a) enthält 98
Namen und ist vom Vorstand der jüdischen Kultusvereinigung erstellt
worden. Zwei weitere Listen sind vom März 1943 erhalten; sie wurden
von der Bezirksstelle Rheinland der "Reichsvereinigung der Juden in
Deutschland, Verwaltungsstelle Trier" zusammengestellt.
Die "Liste der am l. März 1943 aus Trier-Stadt abgewanderten Juden"
(sigle b) nennt 69, die dritte schließlich vom 16. März (Sigle c)
noch
22 Personen. Diese Listen dienten als Unterlagen für die
Namensstreichungen in den Judenverzeichnissen.
Zu früheren Veröffentlichungen
IIB Jahre 1974 hat Editha Bücher aus den
damals bekannten Verzeichnissen l, III und IV ein "Verzeichnis der
jüdischen Einwohner der Stadt Trier November 1938 - Juni 1943"
erstellt. Die Abgabe bzw. Übernahme des Verzeichnisses II sowie der
Listen a, b und c an das Stadtarchiv haben mich im Jahre 1984
veranlaßt, "Neue Quellen zur Geschichte der Juden im Dritten Reich"
zu veröffentlichen. Beide Publikationen sowie das von Jacques Jacobs
nach Bücher erstellte "Verzeichnis der von Trier aus deportierten
Juden" sind durch das nun vorliegende Verzeichnis überholt. Zum
vorliegenden Verzeichnis Zur Erstellung des vorliegenden
Verzeichnisses wurden mit EDV- Hilfe sämtliche Informationen aus den
sieben beschriebenen Quellen zusammengeführt. Zusätzlich wurde zu
jedem Namen das von der Bundesregierung 1986 herausgegebene
Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befragt; gegebenenfalls
wurden die Daten miteinander verknüpft. In wenigen Fällen wurden
zusätzlich die standesamtlichen Sterbeakten zur Ergänzung
herangezogen. Das so gewonnene - vorläufige - Ergebnis wird hiermit
vorgelegt. (...)
aus: Vorläufiges Gedenkbuch für die
Juden von Trier 1938-1943, zusammengestellt von Reiner Nolden, 2.
überarbeitete und korrigierte Auflage, Trier 1998, S. V-VII